Zusammenfassung
1. Ausgedehnte Untersuchungen über den Einfluß der Sauerbruch-Herrmannsdorferschen
Diät auf den Verlauf der Lungentuberkulose konnten von uns wegen des Widerstandes
der Patienten nicht durchgeführt werden.
2. Die von uns mit der Diät behandelten Patienten wurden hinsichtlich der von den
Anhängern der Diätbehandlung als besonders wichtig bezeichneten Veränderungen der
biologischen Verhältnisse genau untersucht. Das Ergebnis dieser Untersuchungen ist
folgendes: a) nur in einigen Fällen war eine bemerkenswerte Gewichtszunahme festzustellen;
doch wäre diese auch mit der sonst üblichen Diät und — was besonders zu betonen ist
— auf einfachere Weise erreicht worden; b) eine Besserung des Lungenbefundes konnte
in keinem Falle beobachtet werden; c) der Ablauf von Organ-, insbesondere von Knochentuberkulose
wurde in keiner Weise beeinflußt; d) die Senkungsgeschwindigkeit der Erythrozyten
ist während der Diätkur in der Mehrzahl der Fälle beschleunigt, um nach Beendigung
der Diätkur wieder normale Werte zu erreichen; e) der Chlorgehalt des Serums blieb
in den meisten Fällen gleich; f) eine Aenderung der Wasserstoffionenkonzentration
im Harn konnte im Verlauf der Diätbehandlung nicht beobachtet werden.
3. Während der Diätbehandlung konnten wir bei der geringen Zahl unserer Versuchspatienten
5 Fälle beobachten, die sich erheblich verschlechterten, sodaß für uns kein Zweifel
darüber besteht, daß diese ungünstige Beeinflussung des Krankheitszustandes der Diätbehandlung
und dem durch sie hervorgerufenen unspezifischen — alimentären — Reiz zur Last zu
legen ist.
4. Die Diätbehandlung der Lungentuberkulose stellt einen nicht gefahrlosen Eingriff
in den normalen Ablauf der physiologischen Funktionen dar, der unter besonders ungünstigen
Umständen erhebliche Verschlimmerungen verursachen kann.
5. Die Diätbehandlung bedeutet keinen Fortschritt oder gar Ersatz gegenüber der bisherigen
konservativen und chirurgischen therapeutischen Methoden in der Behandlung der Lungentuberkulose.